Wer bist Du?

Wer bist du?
Ich schaue auf dein Bild im hochgeklappten Laptop.
Kennen wir uns?
Das kann nicht sein; denn wir sind uns nie begegnet. Und trotzdem kommst du mir so bekannt vor! Bist du einer, der durch die Zeit reist, ein Mann, der sich auf den Weg durch die Jahrhunderte gemacht hat und nun in Rumänien angekommen ist?
„Finde es heraus.“, lächelt er mich fröhlich und nachdenklich an.
Bist du Rembrandt van Rijn? Deine weiche, gemütliche Mütze aus dem 17. Jahrhundert hast du auf deinem Kopf vergessen.
Auch der Anzug steht dir gut. Er sieht so ordentlich aus und hat dich im 19. und 20. Jh. bis heute zu vielen interessanten Ereignissen begleitet.
Aber die Lesebrille, die du dir jetzt auf die Nasenspitze geschoben hast, damit du mich auch aus einiger Entfernung freundlich und verschmitzt anlächeln kannst, steht dir außerordentlich gut.
Oder bist du Emile Zola, der noch vor kurzer Zeit in Paris die hübsche Nana beschrieb und nun aus seinem 19. Jh. schnell ins 21. Jh. zu mir in den Laptop geschlüpft ist?
Oh, vielleicht bist du Karl Marx?
„Nein, nein, nein!“, würden jetzt die Historiker schreien. „Bist du verrückt? Der hätte sich doch nie ein so flottes Zöpfchen in seinen schönen weißen Bart geflochten!“

Nein, Entschuldigung! Ich rate schnell weiter, indem ich dich prüfend anschaue.
Bist du etwa der weit gereiste Prof. Hubertus Urban, den ich vor vielen Jahren als freundlichen, klugen Östereicher kennenlernte? Diesmal bist du nicht mit der transsibirischen Eisenbahn unterwegs oder bei einheimischen Stämmen in der Sahel-Zone in Afrika angekommen.
Nein, jetzt schaust du dich in Siebenbürgen in Rumänien um und hast dort meinem Sohn in die Augen geschaut, als er dich bat, ein Foto machen zu dürfen.

Nun schaust du auch mich an.
Vielleicht bist du im „echten“ Leben doch ein Maler, ein Schriftsteller oder doch ein Universitätsprofessor?
Etwas finde ich sehr magisch: Während ich vor deinem Bild auf und ab laufe, mich ganz links oder ganz rechts verstecken will, folgen mir deine Augen in jeden Winkel.

Tschüss, es war eine angenehme halbe Stunde, mich mit dir zu unterhalten. Ich werde nach dir Ausschau halten, wenn ich wieder unterwegs bin

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